Satellitenbild des Monats – April – Assuan-Staudamm (Ägypten)

Assuan-Staudamm – Ägypten, aufgenommen vom CORONA-KH-4B Satelliten am 30.05.1968 und vom Sentinel-2A Satelliten am 22.10.2020

Unser Satellitenbild des Monats April zeigt den Assuan-Staudamm in Ägypten. Der Assuan-Staudamm, auch Assuan-Hochdamm, befindet sich im südlichen Ägypten, ca. 13 Kilometer südlich der Stadt Assuan. Er staut den Nil zum Nassersee auf, der sich bis in den Sudan erstreckt.

Mit einer Gesamtlänge von ca. 6.650 km ist der Nil der längste Fluss der Erde. Er entspringt in niederschlagsreichen Gebieten in Zentral- und Ostafrika und durchfließt die Wüstengebiete Ägyptens bis er hinter Kairo ins Mittelmeer mündet.
Das untere Niltal ist eine Flussoase, die seit Jahrtausenden intensiv landwirtschaftlich genutzt wird, aber durch starke jahreszeitliche Wasserstandschwankungen des Nils geprägt war. Das landwirtschaftliche System machte sich den nach der Nilschwemme zurückbleibenden fruchtbaren Nilschlamm zu Nutze und speicherte Wasser für die trockene Jahreszeit in Kanälen und künstlichen Seen.

Heute werden die starken Schwankungen in der Wasserführung des Nils durch den Assuan-Staudamm ausgeglichen. Der Damm wurde in den 1960er Jahren gebaut und 1970 fertiggestellt. Die Füllung des riesigen, über 500 km langen Nasser-Stausees bis zu seinem vorgesehenen Wasserstand dauerte von 1964 bis 1976 an. Neben den positiven Effekten, wie der Regulierung der Nilfluten und der ganzjährig möglichen Bewässerung flussabwärts, hat die Unterbrechung des natürlichen Rhythmus der Wasserführung des Nils aber auch zu ökologischen Problemen, zum Beispiel durch die Zurückhaltung des nährstoffreichen Nilschlamms, geführt.

Das linke, schwarz-weiße Satellitenbild zeigt den Staudamm und den dahinter liegenden anfänglich gefüllten Stausee während der Bauzeit im Jahr 1968. Das Bild wurde von einem US-amerikanischen CORONA-Satelliten, ein militärischer Aufklärungssatellit, aufgenommen und hat eine räumliche Auflösung von etwas genauer als 2 Meter. Diese hohe Auflösung wurde durch die niedrige Umlaufbahn der Satelliten von manchmal nur 120 km Höhe möglich. Die damals streng geheimen Satellitenaufnahmen sind seit den 90er Jahren öffentlich verfügbar. Die auf klassischem Film aufgenommenen und später im Labor entwickelten Satellitenbilder liegen in Form langer Foto-Streifen ohne Verortung im Raum vor. Um sie nach der Digitalisierung besser nutzen zu können, hat mundialis eine automatisierte Methode zur Georeferenzierung (Verortung im Raum) und Orthorektifizierung (Entzerrung) entwickelt.

Auf dem rechten Bild ist der Staudamm und der von ihm aufgestaute Nassersee im Jahr 2020 zu sehen. Dieses Satellitenbild zeigt eine Komposition aus verschiedenen Kanälen basierend auf Sentinel-2A Daten des Copernicus Programmes. Die frei verfügbaren, multispektralen Satellitenaufnahmen wurden nach dem Download mit freier Software atmosphärenkorrigiert. Die Echtfarbenkomposition wurde aus den drei Kanälen Rot, Grün und Blau des sichtbaren Lichts berechnet. Mit dieser Komposition erscheint das Bild in Farben, die ähnlich sind wie das, was wir mit unseren Augen wahrnehmen. Die räumliche Auflösung des Bildes liegt bei 10 Metern.

Der Vergleich der beiden Bilder veranschaulicht die Ausbreitung des Nassersees nach Fertigstellung des Damms. Auf dem Damm selbst ist ein Wasserkraftwerk in Betrieb. Links im Bild zu sehen ist außerdem der Flughafen Assuans. Dieser wurde bereits 1956 erbaut und lässt sich auch schwach im ersten Bild von 1968 erkennen.

Fun fact: In den 1960er Jahren wurde in einer spektakulären Aktion der ägyptische Tempel von Abu Simbel komplett abgebaut und 180 Meter weiter (sowie 64 Meter höher) wieder aufgebaut, um ihn vor den nahenden Wassermassen des Assuan-Stausees zu retten.

Contains modified CORONA data (1968)/USGS – created by mundialis

Contains modified Copernicus Sentinel data (2020)/ESA – created by mundialis

Weitere Informationen zur Georeferenzierung der CORONA-Satellitenbilder durch mundialis gibt es hier
Weitere Informationen zu den Daten der US-amerikanischen Aufklärungssatelliten gibt es hier
Weitere Sentinel-Satellitenbilder gibt es unter https://maps.mundialis.de