Kufra-Oasen – Libyen, aufgenommen vom Sentinel-2A Satelliten am 23.03.2022
Auf unserem Satellitenbild des Monats November sind die Kufra-Oasen im Südosten Libyens zu sehen.
Das Bild basiert auf Sentinel-2 Daten des EU Copernicus Programmes. Nach dem Download des frei verfügbaren, multispektralen Satellitenbildes, wurde die Szene mit freier Software atmosphärenkorrigiert und mit den drei Bändern 11 (kurzwelliges Infrarot), 8A (sichtbares und nahes Infrarot) und 4 (sichtbares Rot) eine Farbkomposition berechnet. Man spricht auch von einer Falschfarbenkomposition, da das Bild in Farben erscheint, die nicht der natürlichen Wahrnehmung durch das menschliche Auge gleichen. Bei dieser Bandkombination erscheint gesunde Vegetation in grellen Grüntönen und kann sehr einfach von Boden (rötlich) unterschieden werden. In dunklen Blautönen lassen sich städtische Gebiete identifizieren.
Die Kufra-Oasen sind eine Oasen-Gruppe im südöstlichen Libyen rund 160 Kilometer westlich der Grenze zu Ägypten. Zentrum der Oasen bildet die Stadt Al Dschauf (auch al-Jawf) mit ca. 40.000 Einwohnern, welche damit zugleich die einzige größere Siedlung im gleichnamigen Wüsten-Munizip al-Kufra ist.
Im Zuge von Erdölbohrungen unter dem Wüstenboden in den 1970er-Jahren wurden mehrere Milliarden Kubikmeter Grundwasser entdeckt, die der damalige libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi als Chance sah, um die wirtschaftliche Unabhängigkeit des Landes voranzutreiben. Im Zuge dessen sollten die enormen Wasservorkommen landwirtschaftlich genutzt werden, sodass Brunnen gebohrt und riesige kreisrunde Felder angelegt wurden. In der Mitte dieser Kreise wurde das Wasser an die Oberfläche gepumpt, das dann mithilfe von rotierenden Sprinkleranlagen automatisch Kreise mit einem Radius von 1120 Metern bewässerte. In der Satellitenbildaufnahme lassen sich sowohl aktuelle Anbaukreise mit starker Vegetation (in grellem Grün) sowie solche mit schwacher bis keiner Vegetation als auch in Ansätzen ehemalige und abgeerntete Anbaukreise (bräunlich) erkennen.
Durch die erfolgreiche landwirtschaftliche Nutzung des Standortes erlebte das kleine Wüstendorf Al-Dschauf (mittig-links im Bild) zügig einen rasanten Bevölkerungs- und Wohlstandszuwachs, der nicht zuletzt im Bau eines eigenen Flughafens mündete (im Bild rechts im städtischen Gebiet von Al-Dschauf zu erkennen). Heute stellen die Oasen unter anderem eine wichtige Zwischenstation für Flüchtlinge aus angrenzenden Staaten wie dem Tschad dar, die jährlich zu Zehntausenden auf ihrem Weg nach Europa hierher strömen.
Die Zukunft der Oasen ist jedoch ungewiss. Der einstige Druck, der unter dem Reservoir zum Zeitpunkt seiner Entdeckung stand, verringerte sich bereits nach wenigen Jahren und die Förderung des Wassers gestaltete sich zunehmend aufwendiger. Ebenso verringerte sich der Grundwasserspiegel rasant: bereits im ersten Jahr der Bewirtschaftung sank er um 15 Meter, sodass es schnell Anpassungen im Bewässerungs-Projekt gab. Dennoch wird das Grundwasser-Reservoir immer weiter leer gepumpt. Und da es sich um eine fossile Wasserquelle handelt, wird das Reservoir irgendwann leer sein. Bereits seit einigen Jahren werden keine offiziellen Zahlen mehr zum Grundwasserspiegel veröffentlicht. Die Vermutung liegt nahe, dass die besten Zeiten der Kufra-Oasen in der Vergangenheit liegen und immer tiefer gebohrt werden muss, um neue Grundwasserschichten zu erschließen und die Oasen zu erhalten. Wie lange dies umsetzbar ist, ist fraglich. Aufgrund des Aufwandes kostet der in der Oase erzeugte Weizen bereits heute ein Vielfaches des Weltmarktpreises.
Contains modified Copernicus Sentinel data (2022)/ESA – created by mundialis
Weitere Satellitenbilder gibt es unter https://maps.mundialis.de